Rezension „Axis & Allies“-Reihe

Einleitung

Vorliegend sei als erste Rezension in Unserer neuen Lebensstil-Rubrik “Kraft durch Freude (KdF)“ die “Axis & Allies (A&A)“-Reihe besprochen. Manch ein Veteran des allseits bekannten und beliebten Brettspiel-Klassikers “Risiko“ oder auch Fans der Klamauk-Satire “Hass im Kopf“ (Stichwort: “Blitzkrieg“) werden vielleicht schon eine Idee haben, um was es hier geht, und liegen damit auch voll und ganz richtig; es handelt sich vorliegend um eine in den Jahren der beiden Weltkriegen angesiedelte strategische Brettspiel-Reihe.

Besagte Reihe wurde von dem us-amerikanischen Spieleentwickler Larry Harris entwickelt. Harris‘ Vater war ein alliierter Veteran des 2. Wk., was sicherlich auch etwas inspirierend gewirkt haben mag. Der erste Teil der “A & A“-Reihe gelangte im Jahre 1981 in den Handel, und erlangte zunächst vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent sowie dem englischsprachigen Raume per se große Beliebtheit. Aus Gründen des damaligen Zeitgeistes, so hatte die Reihe jedoch im damaligen EG-Geltungsbereich gewisse Schwierigkeiten sich auf dem Markte zu etablieren. Zwischenzeitlich wurde der erste Teil mehrfach überarbeitet und im Laufe der Zeit gelangten zudem weitere Teile der Reihe in den Handel. Seit 1998 werden auch immer wieder PC-Versionen der Spiele-Reihe publiziert.

Konzept

Die div. Teile der “Axis & Allies“-Reihe ermöglichen die Einnahme unterschiedlicher Perspektiven zu unterschiedlichen Szenarien des 1. und des 2. Weltkrieges. Aktuell existieren folgende globalstrategische Teile: “1914“, “Europe 1940“/“Pacific 1940“ (zweiteilig, jedoch optional separat spielbar (beide Karten lassen sich zu einer sehr großen Weltkarte zusammenfügen)), “1941“, “1942“ sowie “Axis & Allies: & Zombies“. Zudem existieren aktuell folgende Schlachtszenarien: “Guadalcanal“, “D-Day“ sowie “Battle of the Bulge“ (Ardennenoffensive). Des weiteren existiert unter dem Subgenre “Axis & Allies Miniatures“ eine ganze Reihe taktischer Szenarien (mit einem wirklich großen Einheitenspektrum) in entsprechendem Umfange.

Das Spiel ermöglicht insb. in den Versionen globaler Kriegsdarstellung (1914/1940/1941/1942) einen guten Einblick in die grundsätzliche Materie strategischer Entscheidungen (jener Jahre). Neben der offenkundigen militärischen Komponente, so kommen auch gewisse ökonomische Zwänge zum Tragen, und in der 1940er “Europa-Edition“ zudem auch solche politischer Natur. Nicht umsonst findet “Axis & Allies“ bspw. an manchen US-Schulen im Rahmen des Geschichtsunterrichts Einsatz.

Theoretisch lässt sich die Brettspielversion mit zwei Spielern bestreiten. Aus Gründen historischer Dynamik, so empfiehlt sich jedoch mind. die Zusammenkunft dreier Spieler, von denen die ersten beiden (im Falle der Wk. 2-Versionen) die Alliierten übernehmen (Spieler 1: USA und UK, Spieler 2: UdSSR) und der Dritte die Achsenmächte (ab Beitritt Spieler 4, so wäre dieser dann auf Seiten der Achsenmächte zu integrieren). In manchen Versionen existieren zudem zusätzlich neutrale Nationen.

Wie man sieht, so ist das vorliegende Brettspiel weitaus differenzierter als bspw. “Risiko“. Diese Differenziertheit manifestiert sich auch in der inhaltlichen Ausgestaltung; so besteht bspw. die Möglichkeit Einheiten zu produzieren und Industrien zu errichten. Auch existieren div. unterschiedliche Truppen- und Waffengattungen; Heer (Artillerie, Flak, Infanterie, Panzer, Panzergrenadiere (in “Battle of the Bulge“ zudem LKW)), Luftwaffe (Bomber, Jäger, Stukas), Kriegsmarine (Flugzeugträger, Kreuzer, Schlachtschiffe, Truppentransporter, U-Boote, Zerstörer). In manchen Versionen besteht zudem die Option div. Technologien zu erforschen.

Die Spielkarte ist in viele Seezonen und Provinzen unterteilt. Nahezu jede Provinz verfügt über eine gewisse Anzahl Industriepunkte. Diese Industriepunkte werden am Anfang jeden Zuges gezählt und dem Besitzer für den “Einkauf“ zugeschlagen.

Ziel des Spieles ist es, kriegswichtige Gebiete zu erobern. Um dies zu erreichen, so muss eine der beiden Fraktionen eine Runde mit einer, je nach Version abhängigen, genügenden Anzahl “Siegesstädte“ abschließen.

Spielablauf

Jede “Axis & Allies“-Version verläuft stets rundenweise in einer festgelegten Reihenfolge. Zunächst erfolgt der “Einkauf“, dann die Kampfphase, auf diese folgen reguläre Truppenbewegungen, abschließend dann können die Anfang des Zuges “erworbenen“ Truppen aufgestellt werden.

Zu bemerken ist noch der spezielle Kampfablauf. Anders als bspw. bei dem bekannten Vorbild “Risiko“, so verfügt jede Einheit über einen gewissen Kampf- und Bewegungswert (Panzer können bspw. unter bestimmten Bedienungen zwei Felder weit in einem einzigen Zug verlegen). Beispiel Infanterie: eine solche Einheit hat einen Angriffswert von “1“; das heißt, dass nur ein Würfelwurf mit der Ziffer “1“ in einem Treffer resultieren kann, wohingegen der Verteidigungswert bei “2“ liegt; demnach also alles von “1-2“ trifft. Ist jedoch eine Artillerieeinheit angeschlossen, so kann eine Infanterieeinheit im Angriff ebenfalls mit einem Wurf von “1-2“ treffen.

Alles in allem versucht das Spiel so realistisch zu sein wie nur irgend möglich; Flugzeuge haben bspw. nur gewisse Treibstoffreserven, und so muss jedes Mal genau eine Rückflugroute und ein geeigneter Landeplatz vorgeplant werden, da die Flugeinheit andernfalls am Ende schlichtweg abstürzen würde.

Bewertung

Wer nun aufgrund der Weltkriegsthematik ein “politisches“ Brettspiel erwartet, der wird sicherlich enttäuscht. Ein derartiges Spiel hätte auf dem etablierten Markt auch überhaupt keine Chance und wäre in der BRD vermutlich sehr schnell indiziert worden. Bei “Axis & Allies“ handelt es sich vielmehr um eine – neutrale – globalstrategische Simulation – nicht mehr, nicht weniger. Erfrischend ist die Tatsache, dass (dennoch) keinerlei moralisierender Unterton verloren wird. Insoweit kann wirklich niemand enttäuscht sein. NS-Symbolik ist (ausgenommen der ganz frühen Schachteln für den US-Markt) in keinster Weise enthalten; es existieren jedoch ganz einfache Wege dies nach Belieben zu ändern. Ob entsprechende “Mods“ für die div. PC-Versionen existieren, dies ließ sich zur Stunde leider nicht eruieren.

Man muss natürlich sagen, dass die Brettspiel-Versionen z.T. inhaltlich durchaus komplex ausgestaltet sind, und daher eher für Spieler ab dem Jugendalter zu empfehlen sind (s. auch die Altersempfehlung des Herstellers), wobei man im familiären Kontexte sicherlich erklärend/unterstützend einwirken kann. Für Anfänger werden daher von vielen Seiten eher die “1941er“- und “1942er“-Versionen empfohlen. Alternativ stellen aber auch die Digital-Versionen (allgemein werden die PC-Ausgaben der Jahre 1998 sowie 2021 empfohlen. Die des Jahres 2004 war ein Fehlschlag) eine gute und günstige Einstiegsoption dar, zumal diese – im Vergleich zu den Brettspiel-Versionen – doch sehr preisgünstig sind und die Spielregeln durch die Software quasi automatisch veranschaulicht werden.

Denn dass ist auch ein Punkt: die günstigste Brettspiel-Version wird ab 27,99 Euro angeboten; andere Versionen werden aktuell jedoch z.T. bis zu 100,00 Euro gehandelt.

Andererseits muss aber auch die Tatsache bedacht werden, als dass die Figuren wirklich liebevoll-detailliert gestaltet sind und (daher) auch die militär-historischen Spezifika der jeweiligen Nationen ihren Niederschlag gefunden haben. Es besteht zudem die Option die Figuren selbst anzumalen.

Alles in allem weist jede Version einen hohen Wiederspielwert auf, wobei man gleichsam jedoch die Tatsache konstatieren muss, dass mit der “Zombie“-Version – ganz offenkundig – ein Schritt in die falsche Richtung beschritten worden ist (zumal sich ja noch ein Vielzahl historischer Szenarien zur Umsetzung anbieten). Sämtliche anderen Versionen können jedoch – vor allem im direkten Vergleich zu anderen Spielen solcherart – gar nicht hoch genug bewertet werden. “Axis & Allies“ ermöglicht einen guten Einblick in die Sachzwänge eines Krieges und erlaubt (dabei) gerade auch die Möglichkeit einen Einblick in die strategischen Überlegungen der damalig beteiligten Fraktionen zu nehmen. Im Falle der Globalstrategie-Versionen können sich manche Partien über mehrere Tage, Wochen oder Monate hinziehen; dies ist keine Seltenheit; ob nun analog oder digital, was mithin ebenfalls von einem hohen Spielwert zeugt.

Abschließend kann somit mit Fug und Recht konstatiert werden, dass “Axis & Allies“ sowohl für beschauliche familiäre wie auch muntere kameradschaftliche Zusammenkünfte absolut geeignet erscheint. Gerade im familiären Kontexte, so besteht hier auch jede Option edukativer Natur sowie generelle Begeisterung für die Thematik zu generieren; und gerade Jungens sind doch die größten Freunde von Spielzeugsoldaten (ein Tipp für Eltern: gemeinsam mit den Kindern die Figuren vor der ersten Partie anmalen und dabei – altersgemäß – gerade auch den – tatsächlichen – historischen Kontext erläutern; die Kinder ruhig auch mal die gute Seite spielen lassen – und das auch betonen).

Positive Aspekte:

– neutral gestaltet

– div. Varianten

– viele Spieler können beteiligt werden

– edukativ

– komplex

– hoher Wiederspielwert

– großer Umfang

– Figuren lassen sich individualisieren

Negative Aspekte:

– Preis (im Falle der meisten Brettspiel-Versionen. Die Digital-Versionen hingegen sind jedoch sehr preisgünstig)

– manche Versionen können Anfänger überfordern

– NS-Symbolik muss erst “nachgerüstet“ werden

Wertung (für sämtliche Versionen): 9 ½ von 10 Hakenkreuzen.

Kaufempfehlung: beide Teile der “1940er“-Version und/oder eine der PC-Versionen.

– Wehrwolf –

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